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Was will vorticity? Was nicht? Und was soll das überhaupt alles?


vorticity.de will nicht mit den modernen Diagnosesystemen wie wxcharts windy ventusky visualweather oder NinJo konkurrieren.

vorticity.de will weder die moderne Synoptik auf die Theorie der Idealzyklone oder die Visualisierung auf die Betrachtung von 16er-FAX-Karten reduzieren, noch zurück zu vermeintlichen 'good old times' - weil wir heute 'even better times' haben!

Die Absicht von vorticity.de ist es, eine Brücke zwischen traditioneller Synoptik und dem aktuellen Stand der Synoptik sowie modernen Vorhersageverfahren zu bauen, also state-of-the art statt art-of-the-state. Wobei die Frage, ob Synoptik nun 'art' oder 'science' sei, vielleicht am besten beantwortet wird mit... eine Art Science ;-)

Dies erfolgt durch die Zusammenstellung von meteorologischen Karten zu Arrays, die deren synoptische Interpretation erleichtert und auch neue Möglichkeiten der Verifikation bietet.

Insbesondere der visuelle Vergleich klassischer und GRIB-Produkte bzw. von Analysen und Vorhersagen mit identischer Gültigkeitszeit (HINDCAST) sind normalerweise nur schwierig möglich, weil alle dazu notwendigen Unterlagen nur selten gleichzeitig verfügbar sind: weder die alten Bodenvorhersagekarten von vor vier Tagen noch die weltweiten GFS GRIB-Vorhersagen von vor einer Woche mit entsprechender Vorhersagedauer.

Die Fortschritte in der meteorologischen Forschung, insbesondere in den Bereichen Numerische Wettervorhersage (NWV) und Statistische Interpretation wie MOS (Model Output Statistics) und ENS (Ensemble Technology) sowie Datenbereitstellung im GRIB-Code haben zu Produkten geführt, mit denen selbst jemand mit nur rudimentären Kenntnissen der Synoptik im normalen Vorhersagegeschäft durchaus bestehen kann.

Mittlerweile gibt es authentische Erfahrungen mit jungen MeteorologinnEn (Diplom, BS, MS), die gerade noch zwischen Hoch und Tief unterscheiden können, aber den geostrophischen Wind nur dem Namen nach kennen. Das mögen vielleicht noch hervorragende TheoretikerInnen werden (vermutlich aber eher nicht ;-) - der Zugang zur Synoptik wird sich ihnen wohl nicht mehr erschliessen. Da geht genuines Know-How verloren. Schade. Und irgendwie muss ja auch in Zukunft synoptisches Know-how in Postprocessing-Verfahren einfliessen, um diese zu verbessern. Der Strom mag zwar aus der Steckdose kommen, aber Nachhaltigkeit ist doch mehr als das.

Ein synoptisches Verständnis bei der Interpretation der Hi-Tec-Vorhersage-Produkte ist wichtig, um deren Plausibilität und vor allem deren Grenzen zu erkennen. Nur so kann man mögliche alternative Entwicklungen antizipieren und sich mental auf solche vorbereiten - was natürlich nicht zur Verschlimmbesserung der automatischen Produkte verleiten darf (bekanntes Phänomen ;-) !

Die subjektive Verifikation von Vorhersagekarten durch den visuellen Vergleich von Analysen mit den Vorhersagekarten mit identischer Gültigkeitszeit (HINDCAST) ermöglicht eine sofortige Beurteilung, ob diese Vorhersagen den Synoptiker auf die richtige Spur gesetzt haben. Für diese 'Visuelle Verifikation' müssen die 36-/60-/84-/108-stündigen Vorhersagekarten der Vergangenheit verfügbar sein - ich weiss nicht, wo das der Fall ist: Bei den meisten Nationalen Wetterdiensten vermutlich nicht.

Diese Form der Verifikation soll dem Synoptiker eine sofortige Ausssage über die Qualität der Vorhersagen für hier und heute (gestern) ermöglichen, und zwar jederzeit, 365 mal im Jahr - nicht nur für ausgewählte Fallstudien mit einem Bias je nach der Intention dessen, der verifiziert: entweder krasse Fehlvorhersagen für Leute, die zeigen wollen, wie schlecht die Vorhersagen sind oder hervorragende Vorhersagen für diejenigen, die zeigen wollen, wie toll die Vorhersagen sind!

Die wichtigen Standardparameter der objektiven Verifikation von NWV-Produkten wie z.B. Anomalie-Korrelations-Koeffizient sollen natürlich nicht ersetzt, sondern nur ergänzt werden. Eine objektive Verifikation ist zum modellübergreifenden Qualitätsvergleich zwingend erforderlich und als Standard-Betriebsverfahren bei allen entsprechenden Zentren etabliert!

Kommentar, Kritik, Anregungen, Wünsche willkommen: bernd.richter(et)web.de